Dieter Hetzel

Jesus und das Neue Testament (NT)

 

Inhalt

1. Evangelien. 2

1.1 Evangelium des Matthäus (Matitjahu) 2

1.2 Evangelium des Markus. 2

1.3 Evangelium des Lukas. 3

1.4 Evangelium des Johannes. 3

1.5. Offenbarung des Johannes. 3

1.6 Zusammenfassung. 4

2. Die Apostelbriefe im NT. 4

2.1 Apostelgeschichte des Lukas. 4

2.2 Briefe des Paulus (Saulus) 4

2.3 Briefe des Johannes. 5

2.4 Briefe des Simon Petrus. 5

2.5 Brief des Jacobus. 5

2.6 Brief des Judas. 5

2.7 Brief an die Hebräer. 5

2.8 Zusammenfassung. 5

3. Jesu Jünger (Apostel) 8

4. Jesu Eltern. 10

5. Jesu Geburt 11

6. Jesu Jugend. 12

7. Jesu Wirken. 12

8. Die Predigten und Gleichnisse Jesu. 13

9. Jesu Tod. 14

10. Lehre und Person des Jesus. 15

 

Hier soll der Versuch gemacht werden, das im Neuen Testament (NT) beschriebene Geschehen zu bewerten und erklären. Kern des NT sind die vier Evangelien: Matthäus (Mt), Markus(Mk), Lukas(Luk) und Johannes(Joh). Mit dem Leben Jesu haben sich im Laufe der Zeit viele Autoren beschäftigt. Zu nennen wären hier Bruno Bauer (1809- 1882) mit seinem dreibändigen Werk „Kritik der evangelischen Geschichte der Synoptiker“ und anderen Werken, David Friedrich Strauß (1808-1874) mit dem Buch „Das Leben Jesu, kritisch bearbeitet“, ferner der Franzose Ernest Renard (1823-1892) mit seinem Werk „Vie de Jésus“. Allerdings wird in diesen Werken m.E. nur unzureichend auf die Entstehungsgeschichte des NT eingegangen. Es finden sich in der Literatur kaum Werke, die die Zusammenhänge für Leser ohne christliche Überzeugung, die sich bisher nicht mit der Materie befasst haben, übersichtlich darstellen.

1. Evangelien

1.1 Evangelium des Matthäus (Matitjahu)

Der Verfasser wird häufig mit dem Apostel Matthäus identifiziert. Diese Zuordnung ist jedoch umstritten, da im Text selbst kein Verfasser genannt wird. Über den Apostel Matthäus heißt es in der Bibel (Mt 9,9):

„Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Und Matthäus stand auf und folgte ihm nach. Und als Jesus in seinem Haus bei Tisch war, siehe, viele Zöllner und Sünder kamen und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern.“

Anzumerken ist, dass die Zöllner damals in sehr schlechtem Ruf standen und im NT häufig gemeinsam mit Huren genannt werden. So heißt es in Mt 21,31: „Die Zöllner und Buhlerinnen kommen vor euch ins Reich Gottes.“ In (Luk 6,15) wird berichtet, dass Jesus auch Matthäus als einen der 12 Apostel auswählte. In der APG wird erwähnt, dass Matthäus auch beim Abendmahl anwesend war. Weitere Erwähnungen finden sich nicht. Nach Berichten von Kirchenvätern soll er um das Jahr 42 Palästina verlassen haben, um in Äthiopien, Mesopotamien oder Persien als Missionar zu arbeiten.

1.2 Evangelium des Markus

Der Verfasser wird häufig mit Johannes Markus identifiziert. Diese Zuordnung ist jedoch umstritten, da im Text selbst kein Verfasser genannt wird. Johannes Markus war nach Berichten im NT ein Einwohner von Jerusalem (Apg 12,12) und Vetter des Barnabas (Kol 4,10). Das Haus seiner Mutter Maria wurde später zum Mittelpunkt der Jerusalemer Urgemeinde. Johannes Markus wurde von Barnabas und Paulus auf die erste Missionsreise mitgenommen (Apg 13,4), brach die Mission aber ab und kehrte in Perge (heute Türkei) um. Zur zweiten Missionsreise wollte Barnabas Markus wieder mitnehmen, aber Paulus weigerte sich und wählte Silas zum Gefährten, während Barnabas mit Markus nach Zypern fuhr (Apg 15,36–40).

1.3 Evangelium des Lukas

Es wird vermutet, dass Lukas mit dem Mitarbeiter Lukas des Paulus, der ein Arzt war und bei einigen Reisen des Apostels Paulus dabei war (Kol 4,14; 2 Tim 4,11), identisch ist. Allerdings ist diese Zuordnung umstritten. Sprachliche und theologische Ähnlichkeiten sowie Querverweise zwischen dem Lukasevangelium und der Apostelgeschichte verweisen darauf, dass sie vom selben Autor stammen. Der Autor schreibt in der Einleitung seines an einen Theophilus gerichteten Textes (Luk 1,3): Wie solche uns überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes geworden sind, so schien es auch mir gut, nachdem ich alles von Anbeginn genau verfolgt hatte, solches für dich, bester Theophilus, der Reihe nach zu schreiben; auf dass du über die Worte, in denen du unterrichtet worden, Gewissheit erfahrest.

Eine genaue Datierung der Entstehung des Werks ist nicht möglich. Manche Forscher gehen von einer Entstehung im Zeitraum von 70 bis 90 u.Z. andere von einer Entstehung um das Jahr 60 u.Z. aus. Es ist fraglich, woher Lukas, der behauptet, Augenzeuge der Handlungen des Jesus gewesen zu sein, seine Kenntnisse hat. Vermutlich schöpft er ebenso wie Markus aus den damaligen Überlieferungen.

1.4 Evangelium des Johannes

Gemäß (Luk 5,10) und (Mk 1,19) war Johannes Sohn des Zebedäus und seiner Frau Salome, sowie Bruder von Jakobus dem Älteren. Johannes und Jakobus waren Fischer am See Genezareth und Mitglieder der Mannschaft des Bootes von Simon (Petrus) und Teilhaber des Petrus. Alle drei wurden von Jesus als Jünger gewonnen, nachdem sie auf Anweisung von Jesus in See gestochen waren und einen übergroßen Fang gemacht hatten. In Luk 6,15 wird berichtet, dass Jesus auch Johannes und Jakobus als Apostel auswählte. Johannes und Jakobus werden vielfach im NT erwähnt. Johannes wird auch als Lieblingsjünger von Jesus bezeichnet.

1.5. Offenbarung des Johannes

Die Offenbarung wurde allgemein dem Apostel Johannes zugeschrieben. Als Verfasser gilt heute mehrheitlich ein frühchristlicher Prophet, der sich zu einer Gruppe von Propheten zählt. Sprache und Gedankenwelt weisen auf eine Herkunft aus dem palästinischen Judenchristentum hin.

Der Verfasser richtet sich als Ich-Erzähler in Form eines Briefes zunächst in den Sieben Sendschreiben innerhalb der Offenbarung an sieben Gemeinden in Kleinasien im östlichen Hinterland von Ephesus, die unter Verfolgung oder zumindest unter starken Einschränkungen litten. Die Offenbarung zeichnet sich durch krude Zahlenmystik aus. Die Sekte der Siebenten-Tags-Adventisten beruft sich wesentlich auf die Offenbarung und interpretiert die mystischen Aussagen in welthistorischem Zusammenhang.

1.6 Zusammenfassung

Nur zwei der Verfasser (Matthäus und Johannes) waren möglicherweise Apostel. Über die beiden anderen (Markus und Lukas) wissen wir wenig und auch nicht, woher sie ihre Kenntnisse hatten.

2. Die Apostelbriefe im NT

Abgesehen möglicherweise von der im nächsten Punkt genannten Apostelgeschichte waren die Briefe zeitgebundene Texte, die von den Autoren aus aktuellem Anlass geschrieben wurden, und nicht den Anspruch hatten Ewigkeitswirkung zu haben. So schreibt z.B. Paulus in seinem Brief zweiten Brief an Timotheus (Tim 4,13): „Den Mantel, den ich bei Karpus in Troas gelassen, bringe mit, wenn du kommst, auch die Bücher, sonderlich aber die Pergamentrollen.“ Die Tatsache, dass die Briefe in das NT aufgenommen wurden, ist dadurch zu erklären, dass geeignetere Lehrtexte nicht zur Verfügung standen.

2.1 Apostelgeschichte des Lukas

Der als Apostelgeschichte bezeichnete Text richtet sich wie schon das Lukas-Evangelium in Briefform an einen Theophilus. Als Autor wird der Evangelist Lukas angenommen. Der Text behandelt die Zeit nach dem Tod Jesu und umfasst 44 der 361 Druckseiten des NT. Er macht somit ca. 12% des Textes des NT aus.

2.2 Briefe des Paulus (Saulus)

Von Paulus sind 13 Briefe im NT enthalten. Diese umfassen 92 Druckseiten und machen ca. 25% des Textes des NT aus. Die Briefe richten sich jeweils an explizit genannte Gemeinden. Paulus führte während ca. 30 Jahren viele Missionsreisen durch und starb schließlich vermutlich im Jahr 64 in Rom. Paulus war Jude mit römischem Bürgerrecht aus Tarsus; als griechisch gebildeter Pharisäer verfolgte zunächst die Anhänger Jesu Christi, dem er zu dessen Lebenszeit nie begegnet war. Seit seiner Bekehrung aufgrund einer Erscheinung des Jesus bei einer Reise verstand er sich jedoch als von Gott berufener Apostel des Evangeliums für die Völker (Gal 1,15 f.).

2.3 Briefe des Johannes

Von Johannes sind drei Briefe im NT enthalten. In den beiden ersten wird kein Empfänger genannt, der dritte sehr kurze ist an einen „Gajus“ gerichtet. Diese Briefe sind stark mystisch, und enthalten natürlich die üblichen Warnungen von falschen Lehren und Propheten.

2.4 Briefe des Simon Petrus

Im NT sind zwei Briefe von Petrus enthalten. Sie beanspruchen neun Druckseiten. Wir erfahren aber nicht, an wen die Briefe gerichtet waren. Im zweiten Brief spricht Petrus von seinem baldigen Tod. Inhaltlich enthalten die Briefe Mahnungen zu gottesfürchtigem Lebenswandel, sowie die üblichen Warnungen vor falschen Propheten.

2.5 Brief des Jacobus

Das NT enthält einen Brief eines Jakobus. Es wird vermutet, dass Jakobus, der Bruder Jesu, der Verfasser des Briefs ist.  Wenn dem so ist, dann ist er vor dem Jahr 62, dem Todesjahr des Jakobus, entstanden und damit eine der ältesten Schriften im Neuen Testament. Inhaltlich wird diese Zuordnung durch eine starke Verwurzelung in jüdischen Traditionen gestützt. Der Brief enthält vorzugsweise Aufforderungen zu gottesfürchtigem Lebenswandel.

2.6 Brief des Judas

Das NT enthält einen Brief eines Judas. Es wird vermutet, dass der Apostel Judas Thaddäus der Autor ist. Der Brief enthält ausschließlich Warnungen vor Gottlosen, die sich in die Gemeinden „eingeschlichen“ haben. Er ist sehr kurz und umfasst nur 1,5 Druckseiten.

2.7 Brief an die Hebräer

Diesem Brief wurde in der Antike kein Name zugeordnet. Aufgrund des ausgezeichneten griechischen Stils, des umfangreichen Wortschatzes und der eingehenden Kenntnis des Alten Testaments ist als Verfasser ein griechisch gebildeter Judenchrist anzunehmen. Er enthält zum großen Teil Lobpreisungen auf Jesus. In den letzten beiden Kapiteln des Briefs wird zu christlichem Lebenswandel ermahnt. Der Brief umfasst 13 Druckseiten und ist damit ist relativ lang.

2.8 Zusammenfassung

Während in den Evangelien, die ja das Leben und Wirken von Jesus beschreiben, vorwiegend die Grundsätze der Lehre des Jesus erläutert werden, geben die Apostelbriefe Auskunft über die den Urgemeinden von den Aposteln übermittelten Lehren. Viele Lehren und Dogmen der christlichen Kirchen gründen sich auf Aussagen in den Apostelbriefen.

Zum Thema Frauen und Ehe finden wir folgende Aussagen

Rö.12,6:        Denn das Weib ... ist durch das Gesetz an den Mann gebunden, so lange er lebt.

1Kor.7:          Eine geschiedene Frau soll nicht wieder heiraten, Witwen dürfen wieder heiraten

Eph. 4,22ff:  Ihr Weiber seid untertan euren Männern wie dem Herrn, Ihr Männer liebt eure Weiber. Ein jeglicher soll sein Weib lieb haben ..; das Weib aber fürchte den Mann.

Kol. 3,18ff     Ihr Weiber, seid untertan euren Männern in dem Herrn, wie es sich gebührt. Ihr Männer, liebt eure Weiber und werdet nicht bitter gegen sie.

1Ti.2,9ff        Desgleichen sollen die Weiber mit anständigem Wesen, mit Zucht und Sittsamkeit sich schmücken, nicht mit künstlichem Kopfputz, mit Gold oder Perlen oder kostbarem Gewand, sondern, wie es sich ziemt für Weiber, die sich zur Gottseligkeit bekennen, durch gute Werke. Ein Weib lerne in der Stille in aller Unterordnung. Einem Weibe aber gestatte ich nicht, zu lehren, auch nicht, daß sie den Mann beherrsche, und sie soll sich ruhig verhalten.

1Pe.3,1         Desgleichen sollen die Weiber ihren Männern untertan sein, auf daß auch die, so noch nicht an das Wort glauben, durch der Weiber Wandel ohne Wort gewonnen werden, wenn sie auf euren keuschen, gottesfürchtigen Wandel sehen. Darum sei ihr Schmuck nicht der äußere, bestehend in Haarflechten, im Anlegen von Goldgeschmeide, oder in Gewändern,…

1Pe.3,7         Desgleichen ihr Männer, geht mit ihnen verständig um, als mit dem schwächeren Werkzeug, und beweist ihnen Ehre als Miterben der Gnade des Lebens, auf daß euer Gebet Erhörung finde.

Die Ehe soll durchaus in Ehren gehalten werden und das Ehebett unbefleckt; Hurer und Ehebrecher wird Gott richten.

 

finden wir ferner folgende Aussagen:
- die Verdammung der Homosexualität in Rö.1,27
- Verhalten in der Gemeinde in Rö.12,6ff
- Verhalten gegenüber der Obrigkeit in Rö.13,1ff

- Ernährung und Fasten in Rö.14,1ff
- Verdammung der Unzucht 1Kor.6
- Ehe und Ledigenstand.  1Kor.7

-  Ernährung und Vegetariertum  1Kor.8

- Geschlechterverhältnis, Kopfbedeckung beim Beten  1Kor.9;10
- des Weibes Haupt aber (ist) der Mann
- Männer sollen unbedeckt beten
- F rauen sollen bedeckt beten
- Männer sollen kurze Haare haben; Frauen sollen lange Haare haben
- Abendmahl  1Kor.11
- Erlaubtheit von Weissagen und Zungenreden 1Kor.14

- Auferstehung und ewiges Leben 1Kor.15

- Kinder Kol. 3,18ff:

Ihr Kinder, gehorcht in allem euren Eltern, denn dies ist dem Herrn wohlgefällig.
Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht, dass sie nicht mutlos werden.

- Witwen

Die jungen Witwen aber halte fern; denn wenn sie lüstern geworden sind wider Christus, so wollen sie freien, und fallen in Verantwortung, daß sie das erste Versprechen gebrochen haben. Auch sind sie lässig, lernen umlaufen in den Häusern, und tun nicht nur nichts, sondern sind auch schwatzhaft und fürwitzig und reden, was sie nicht sollten. (Tim 5,11ff)

So dass sie die jungen Weiber lehren, ihre Männer und Kinder zu lieben, Sittsam, keusch, häuslich, gütig, ihren Männern untertan zu sein, auf dass nicht das Wort Gottes verlästert werde. (Tit.2,3)

- Sklaven

Ihr Knechte, gehorcht in allen Stücken euren leiblichen Herren

Die Knechte, die unter dem Joch sind, sollen ihre Herren aller Ehre wert erachten, auf dass nicht der Name Gottes und die Lehre verlästert werden. (Tim 6,1)

Ihr Knechte, seid untertan in aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen. (1PE 2,18)

Bischöfe, Älteste
      Bischöfe können/sollen verheiratet sein; jedoch nicht mit mehreren Frauen.

- Gefangene Heb.13,2ff

Nehmt euch der Gefangenen an, als wäret ihr mitgefangen, der Leidenden als solche, die selbst noch im Leibe wallen.

- Schwören Jak.5,12

Vor allen Dingen aber, meine Brüder, schwört nicht, weder bei dem Himmel, noch bei der Erde, noch einen anderen Schwur. Bei euch aber sei ja: ja, nein: nein, auf dass ihr nicht dem Gericht verfallet

-Untertanen 1PE 2,13

So seid nun untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, sowohl dem König, der die oberste Gewalt hat, Als auch den Statthaltern, die von ihm ausgesandt sind zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lobe der Rechtschaffenen.

Gemeinde 1Pe.4,7ff

Es ist aber das Ende aller Dinge nahe gekommen. So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. Vor allem aber habt eine herzliche Liebe zueinander; denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge. Seid gastfrei untereinander, ohne Murren. Und dient einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als gute Haushalter der mannigfaltigen Gnade Gottes. So einer redet, rede er nach Gottes Wort. So jemand ein Amt hat, so warte er des Amtes nach dem Vermögen, das Gott ihm gibt, auf daß in allen Dingen Gott durch Jesus Christus gepriesen werde, Welchem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Auferstehung  1Joh.4,2

Daran erkennt den Geist Gottes: Jeder Geist, der da bekennt, daß Jesus Christus ist in das Fleisch gekommen, ist von Gott; Und ein jeglicher Geist, der Jesus Christus nicht als ins Fleisch gekommen bekennt, der ist nicht von Gott, und das ist der [Geist] des Widerchrists, von dem ihr gehört habt, daß er kommt, und er ist schon in der Welt.

3. Jesu Jünger (Apostel)

3.1 Simon (Petrus) (Shimon)

Er war nach dem Neuen Testament einer der ersten Jünger, die Jesus Christus in seine Nachfolge berief. Nach Mt 16,17 war er ein „Sohn des Jona“. Er war ebenso wie sein Bruder Andreas Fischer am See Genezareth. Beide wurden von Jesus als Jünger gewonnen, nachdem sie auf Anweisung von Jesus in See gestochen waren und einen übergroßen Fang gemacht hatte (Luk 5,3 und Joh 21,5ff ). Der Beiname Petrus, den Jesus ihm gab, bedeutet Fels. Simon war verheiratet; den Namen seiner Frau erfährt man nicht. Er wohnte zusammen mit ihr, ihrer Mutter und Andreas in einem Haus in Kapernaum(Mk 1,21.29 f.; Luk 4,38; Mt 8,14). Nach Mk 1,31 heilte Jesus Simons Schwiegermutter. Es wird vermutet, dass Petrus zuletzt in Rom gewirkt hat und dort gestorben ist.

3.2 Andreas

Er war Bruder des Simon und wurde bei derselben Gelegenheit geworben. Nach Berichten von Kirchenvätern predigte Andreas nach dem Tod Jesu in Epirus, Kappadokien, Skythien, Thrakien, Makedonien und Achaia. Schriftliches hat er nicht hinterlassen.

3.3 Jakobus der Ältere

Er war Sohn des Zebedäus und Bruder des Johannes. Er wird auch als Jakobus der Ältere bezeichnet.

3.4 Johannes

Er war Bruder des Jakobus. Johannes und Jakobus waren ebenfalls Fischer am See Genezareth. In Luk 5,10 werden sie Teilhaber von Simon bezeichnet. In anderen Evangelien wird berichtet, dass sie mit ihrem Vater Zebedäus beim Fischen waren. Nachdem Jesus Simon und Andreas geworben hatte, forderte er sie auf , ihm zu folgen, was sie auch taten. Der frühkirchlichen Überlieferung nach war Johannes Verfasser des Johannesevangeliums. Zwei Brüderpaare bildeten somit die ersten vier Apostel und wurden gleichzeitig geworben. Petrus, Jakobus und Johannes waren insofern herausgehoben, als Jesus sie mit auf einen Berg nahm, wo ihnen Moses erschien.

3.5 Philippus

Über ihn wissen wir wenig. Er wird in der Apostelgeschichte häufig erwähnt.

3.6 Bartholomäus

Er ist wahrscheinlich identisch mit Nathanael aus dem Johannesevangelium

3.7 Thomas

Der Name bedeutet im Hebräischen dem Sinne nach „Zwilling“. Er wird auch mit der griechischen Bezeichnung “Didymos“ für Zwilling bezeichnet.

3.8 Matthäus

Zur Person des Matthäus siehe 1.1.Seit dem 2. Jahrhundert wurde der Apostel Matthäus mit dem (im Buch selbst ungenannten) Autor des ersten der vier Evangelien des Neuen Testaments identifiziert.

3.9 Jakobus der Jüngere

Er wird als Sohn des Alphäus oder der Jüngere bezeichnet und ist ein zweiter Apostel mit dem Namen Jakobus. Er soll um 62 in Jerusalem gestoben sein. Daneben wird im NT noch ein Jakobus erwähnt, der von Paulus als „der Bruder des Herrn“ bezeichnet wird (Gal 1,19). Die Autorschaft des „Brief des Jakobus“ im NT ist umstritten. Es wird vermutet, dass es der letztgenannte Jakobus ist.

3.10 Judas Thaddäus

Er wird als Sohn des Jakobus bezeichnet. Über sein Leben ist wenig Gesichertes bekannt, seine Historizität umstritten. Möglicherweise werden in Judas Thaddäus mehrere verschiedene historische Personen zu einer einzigen Gestalt verbunden. Er missionierte wohl im vorderasiatischen Raum und starb dort als Märtyrer.

3.11 Simon

Er trägt die Beinamen Kanaäus und Zelotes. Beide Bezeichnungen heißen übersetzt „Eiferer“.

3.12 Judas Iskariot

Der Beiname wird Iskariot als Mann aus Kariot gedeutet. Bekanntlich wurde Jesus von Judas verraten. Nach Mt 27,5 erhängte sich Judas kurz nach dem Verrat.

4. Jesu Eltern

Über die Eltern des Jesus - Joseph und Maria - erfahren wir nicht viel. Von Joseph wird ausgesagt, er von Beruf Zimmermann war. In biblischen Darstellungen wird Joseph als älterer Mann dargestellt, während Maria als junge Frau dargestellt wird. Es wäre somit denkbar, dass er verwitwet war, und Maria seine zweite Frau. In Mt,1 wird ein vollständiger Stammbaum des Josef angeben, der auf Abraham und David zurückführt. Dieser ist natürlich fiktiv und soll die Stellung Jesu als Nachfahre von König David hervorheben.

Zu Maria wird gesagt, dass sie mit Joseph verlobt war. In der jüdischen Tradition bis zum 6. Jh. n. Chr. lag zwischen Verlobung und Hochzeit in der Regel ein Zeitraum von bis zu einem Jahr, währen dessen die Braut mit ihren Eltern lebte. Eine Zeugung von Kindern war in diesem Zeitraum nicht vorgesehen.
Die Tatsache, dass Maria während der Verlobung schwanger wurde, war natürlich eine große Schande und Grund genug für Josef die Verlobung aufzuheben. Möglicherweise drohte ihr auch eine Steinigung wegen des „Ehebruchs“.

Manche Autoren behaupten, dass im NT deshalb von einer „Verlobung“ die Rede war, obwohl bereits eine Heirat vorlag, damit Maria als „ewige Jungfrau“ erhöht werden konnte. Dem widerspricht aber die Tatsache, dass im NT auch die Geschwister von Jesus erwähnt werden. Wir vermuten, dass Maria in ihrer Not eine psychische Hochleistung erbracht hat, indem sie Josef - und sich selbst - eingeredet hat, es gäbe keinen Vater im eigentlichen Sinne, sondern der Heilige Geist habe das Kind gezeugt.

In Lukas 1 wird vor der Schilderung der Verkündigung an Maria (Luk 1,27) die Geschichte von Elisabeth und Zacharias erzählt, die die Eltern von Johannes dem Täufer wurden. Auch hier hatte Gott seine Hand im Spiel, weil Elisabeth unfruchtbar und zudem Elisabeth und Zacharias schon sehr alt waren. In diesem Fall wurde Gottes Wirken vom Paar als Segen gewertet. Elisabeth sagte in diesem Zusammenhang, dass die Schmach der Kinderlosigkeit von ihr genommen worden sei.

Da der Engel bei der Verkündigung an Maria auch vom Wunder der Schwangerschaft der Elisabeth berichtet hatte, begab sich Maria noch am selben Tage auf die Reise zu ihrer Verwandten Elisabeth. Diese Alleinreise einer Frau war für die damalige Zeit höchst ungewöhnlich, und spricht auch dafür, dass Maria mit Jesus nur verlobt war.

5. Jesu Geburt

Einen Bericht über die Geburt Jesu finden wir nur bei Lukas in Kapitel 2. Der Text ist weithin bekannt und wird alljährlich zu Weihnachten vorgelesen. Hier stellt sich die Frage, woher Lukas, der ja offensichtlich kein Jünger Jesu war, Kenntnis von diesen Vorgängen hatte.

Im Lukas-Evangelium wird berichtet, dass die Geburt nicht am Wohnort Nazareth der Eltern, sondern wegen der Volkszählung in Bethlehem stattfand. Wir vermuten, dass dies nicht den historischen Tatsachen entspricht, sondern die Geburt in Bethlehem Jesus ein höheres Prestige verleihen sollte. Im NT heißt es dazu: Sagt nicht die Schrift, dass Christus aus dem Samen Davids, und von dem Flecken, wo David war, kommen wird? Dieser Flecken war Bethlehem. Wir vermuten, dass die Geburtsgeschichte rein fiktiv ist.

Die Elemente der Geschichte sind:

- Geburt in ärmlichen Verhältnissen

- einfaches Volk, die Hirten, als Zeugen der Szene

- Besuch der heiligen drei Könige bzw. der drei Weisen aus dem Morgenland.

Die Elemente passen gut zu Jesus späterem Wirken. Insbesondere der Besuch der Weisen, die offensichtlich keine Juden waren, weist auf die nach Jesu Tod erfolgte weltweite Missionierung hin.

Denkbar ist auch, dass nicht Maria die Erzählung von der Zeugung durch den heiligen Geist in die Welt gesetzt hat, sondern dass dies eine Erfindung der Evangelisten gewesen ist. Kenntnis von den Umständen von Jesu Geburt können sie allenfalls durch Jesus gehabt haben. Dieser hat sich aber bezüglich seines Status sehr bedeckt gehalten.

6. Jesu Jugend

Die fiktive Zeugung durch den Heilige Geist und die Bestimmung ihres Sohnes als Messias wird Maria natürlich auch Jesus vermittelt haben. Es ist zu vermuten, dass Jesus bereits als Kind davon überzeugt war, der Messias zu sein.

Der Begriff Messias, der ins Griechische als Christos übersetzt wurde, stammt aus dem Alten Testament(AT) und bedeutet „Gesalbter“. So wird im AT vor allem der rechtmäßige, von Gott eingesetzte König der Juden bezeichnet, dessen Thron auf Ewigkeit immer von einem Nachfolger Davids besetzt sein sollte. Daraus entstand seit dem Propheten Jesaja und besonders seit dem Ende des israelitischen Königtums die Erwartung eines künftigen Messias, der Gottes Willen endgültig verwirklichen, alle Juden zusammenführen, von Fremdherrschaft befreien, ein Reich der Gerechtigkeit und Freiheit herbeiführen werde

Lukas (LUK 2/41) berichtet vom jährlichen Besuch der Eltern mit dem Sohne zum Passahfest in Jerusalem, als Jesus 12 Jahre alt war. Hier war Jesus unbemerkt nicht mit den Eltern heimgekehrt, sondern in Jerusalem geblieben und diskutierte im Tempel mit den Schriftgelehrten.
Bei Luk 2,41 heißt es: Es waren aber alle, die Ihn hörten, außer sich über Seinen Verstand und Seine Antworten.

Der Bibeltext sagt, dass Josef und Maria höchst verwundert über das Verhalten ihres Sohnes waren. Dies kontrastiert z der Aussage, dass Maria wusste, dass er vom Heiligen Geist gezeugt worden war. Nach Mk 6,3 hatte Jesus vier Brüder namens Jakobus, Joses, Judas und Simon sowie einige nicht benannte Schwestern. Weiteres aus seiner Jugend erfahren wir nicht. Seine Brüder erkannten seine Rolle als Messias nicht an. Obwohl seine Brüder nach Joh 7,5 „nicht an ihn glaubten“, gehörten seine Mutter und einige Brüder nach seinem Tod zur Urgemeinde (Apg 1,14; 1 Kor 9,5; Gal 1,19). Jakobus wurde später wegen seiner Auferstehungsvision deren Leiter (Gal 2,9).

7. Jesu Wirken

Lukas (Luk 3,21) gibt an, dass sich Jesus im Alter von ca. 30 Jahren von Johannes dem Täufer taufen ließ. Dabei soll eine Stimme vom Himmel her gerufen haben: Du bist Mein geliebter Sohn! An Dir habe Ich Wohlgefallen. Anschließend verbrachte er ca. 40 Tage in der Wüste, wo sich seine Überzeugung, der Messias zu sein, wohl verfestigte. Außer Jesus gab es damals noch einige, die von sich behaupteten, der Messias zu sein, und Anhänger fanden. Ein Mittel, sich als Messias zu erweisen, war das Bewirken von Wundern. Im NT wird von einer Vielzahl von Wundertaten des Jesus berichtet. Die Erzählungen von Wundern bilden neben den Berichten von Aussprüchen Jesu den überwiegenden Teil des NT.

Wir können die Wunder in drei Kategorien einteilen:

a) Nützliche Wunder (Vermehrung des Weinvorrats, Speisung der Viertausend, Speisung der Fünftausend etc.).

b) Heilung von Kranken, Dämonenaustreibungen.

c) Erweckung Toter.

In der damaligen Zeit breiteten sich Informationen fast ausschließlich mündlich aus. Schließlich gab es keine Zeitungen und nur wenige Menschen konnten lesen. Bei der mündlichen Ausbreitung besteht aber stets die Tendenz, dass der Inhalt von Mal zu Mal übertrieben wird. Wir glauben nicht an Wunder und versuchen, sie psychologisch zu erklären.

a) Bei den Speisungen wird es wohl so gewesen sein, dass die viele Besucher durchaus Nahrungsmittel mitführten, sich aber scheuten, diese öffentlich zu zeigen, da sie befürchten, dann einen Großteil an andere abgeben zu müssen. Nachdem der Bann durch die Austeilung von einigen wenigen Nahrungsmitteln gebrochen war, zeigte sich, dass alle von den vorhandenen Nahrungsmitteln satt werden konnten.

b) Die Heilung von Kranken kann durchaus erfolgen, wenn die Ursache in der Psyche der Personen liegt. Allerdings sind so nicht alle Wundertaten zu erklären. Jemand, der lange Zeit aus psychischen Gründen gelähmt war, kann natürlich nicht einfach aufstehen und davonlaufen. Hier bietet sich die Erklärung an, dass er zum Zweck des Betteln Gebrechen nur vorgetäuscht hat, und nun meint, als durch ein Wunder Geheilter bessere Möglichkeiten des Fortkommens zu haben.

c) Bei der Erweckung Toter wird es sich wohl meist um Vortäuschungen handeln, bei denen die Erweckten und ihre Familienmitglieder eingeweiht waren. Schließlich bringt die Tatsache, dass ein solches Wunder in der Familie erfolgt ist, durchaus Ansehen.

8. Die Predigten und Gleichnisse Jesu

Jesus wendet sich in seinen Aussagen vorzugsweise an das einfache Volk. Er predigt Nächstenliebe und Barmherzigkeit. Seine Ideen sind für die damalige Zeit, in der das Gesetz „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ galt, durchaus revolutionär.

Wir geben hier einige Beispiele für derartige Aussagen, die in der Bergpredigt kulminieren:

Du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst (Mt. 22,37).

Es ist schwer, dass ein Reicher ins Reich der Himmel eingehe. Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr durchgehe, denn dass ein Reicher ins Reich Gottes eingehe. (Mt.13/22)

Bei dem Nadelöhr handelt es sich wohl nicht um ein reales Nadelöhr, sondern um ein Jerusalemer Stadttor, das wegen seiner Enge Nadelöhr genannt wurde.

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Übel nicht widerstehen; sondern so dir einer einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem wende den andern auch zu. Dem, der mit dir rechten und dir den Rock nehmen will, dem lass auch das Oberkleid. So dich einer eine Meile nötigt, gehe mit ihm zwei. Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht ab von dem, der von dir entlehnen will. Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und betet für die, welche euch beleidigen und verfolgen (Mt.5/38 ff)

Dieser radikalen Friedfertigkeit und Sanftmütigkeit steht eine Unduldsamkeit denen gegenüber, die nicht an ihn glauben. So sagt Jesus z.B.:

Wer da glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden, wer aber nicht geglaubt hat, der wird verdammt werden. (Mk 16,16)

Aber jene meine Feinde, die nicht wollen, daß ich König sei über sie, führet her und schlachtet sie nieder vor mir! (Luk.19/27)

Wer mich verachtet und nimmt meine Worte nicht auf, der hat schon, der ihn richtet: das Wort, welches ich geredet habe, das wird ihn richten am Jüngsten Tage. (Joh 12,48)

9. Jesu Tod

Es war klar, dass Jesus während der Zeit seines Wirkens stets in der Gefahr war, verhaftet und angeklagt zu werden. Schließlich wurde sein Wirken, insbesondere die Behauptung, der Messias zu sein, von der Priesterschaft als Gotteslästerung angesehen. Wenn er überzeugt war, Gottes Sohn zu sein, so lag es für ihn nahe, das Ende seines irdischen Lebens herbeizuführen, um nach der Auferstehung im Himmel weiter zu wirken.

Markus berichtet von der Kreuzigung in (MK 15,46): „Um die neunte Stunde aber schrie Jesus auf mit großer Stimme und sprach …: Mein Gott, Mein Gott, warum hast Du Mich verlassen?“  Dieser Satz, den die anderen Evangelisten nicht berichten, deutet darauf hin, dass Jesus erwartet hatte von Gott auf wundersame Weise gerettet zu werden. Es ist erstaunlich, dass diese Tatsache, die ja eigentlich Zweifel an der Sohnschaft hervorrufen muss, von Markus im NT berichtet wird.

10. Lehre und Person des Jesus

Der Glaube an ein irgendwie geartetes Weiterleben nach dem Tode war im Altertum bei vielen Völkern verbreitet. So zum Beispiel bei den Ägyptern. Auch war die Vorstellung vorhanden, dass beim Eintritt in das Totenreich eine Prüfung des Lebenswandels des Verstorbenen stattfindet, und er je nach dem Ergebnis der Prüfung in die Hölle oder das Paradies gelangte. Bei den Griechen galt die Vorstellung, dass es im Totenreich (Hades) das Elysion, das dem Paradies entsprach, und das Tartaros, das der Hölle entsprach, gab. Diese Dualität von Himmel und Hölle ist konstituierend für den christlichen Glauben.

Der Opfertod von Jesus ist ein zentrales Moment des christlichen Glaubens, indem Jesus durch ihn jeden einzelnen von seinen Sünden befreit hat, und ihm so die Möglichkeit eröffnet hat, ins Paradies zu gelangen. Daraus ergibt sich die Verpflichtung zu extremer Dankbarkeit für jeden einzelnen. Die Textbeispiele in Abschnitt 7 zeigen, dass auch wenn sich jemand entsprechend der Lehre des Jesus friedfertig und barmherzig verhält, die Tatsache, dass er nicht glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist, offensichtlich zur Verdammnis ausreicht. So müssen wir Jesus wohl als extrem narzisstische Persönlichkeit bezeichnen.

Jesus wurde von seinen Jüngern als Messias betrachtet. Im NT wird Jesus auch als Sohn Gottes oder Gottessohn bezeichnet. Diese Bezeichnung bezeichnet im Judentum Könige Israels und einzelne gerechte Israeliten. Von Jesus wird die Bezeichnung jedoch als reale Sohnschaft verstanden. In Mt 16,16 f. heißt es, Jesus sei einziger menschgewordener Sohn Gottes, den Gott zur Erlösung aller Menschen gesandt hat und der selbst Gott ist.

Der Ausdruck „Menschensohn“ stammt ebenfalls aus der hebräischen Bibel. Im Neuen Testament (NT) erscheint er nur in Eigenaussagen des Jesus in der dritten Person, jedoch nie als Aussage über ihn oder andere.

Die Aussagen des NT sind charakteristisch für eine Sektenmentalität. Innerhalb der Sekte herrscht Freundschaft und Liebe, die Sektenmitglieder erwartet Belohnung und das ewige Leben im Jenseits, die Ungläubigen jedoch fallen der Verdammnis anheim. Bei aller Freundschaft herrscht jedoch innerhalb der Sekte eine strenge Hierarchie. Die Sektenmitglieder sind aufgefordert ihr gesamtes Hab und Gut in die Sekte einzubringen. Dies macht diese Textstelle Apg.5,1-12 deutlich:

„Ein Mann aber, mit Namen Ananias verkaufte mit seinem Weibe Sapphira ein Gut, Und behielt mit Wissen seines Weibes von dem Erlös zurück, brachte einen Teil und legte ihn zu den Füßen der Apostel. Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, daß du den Heiligen Geist belogest und von dem Erlös des Grundstückes zurückbehieltest? Blieb es nicht, unverkauft, dein eigen, und verkauft in deiner Gewalt? Was hast du denn solches in deinem Herzen beschlossen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen. Da Ananias diese Worte hörte, fiel er nieder und gab den Geist auf. Und es kam eine große Furcht über alle, die es hörten. Es standen aber die Jüngeren auf, nahmen ihn bei Seite, trugen ihn hinaus und begruben ihn. Es begab sich aber nach Verlauf von etwa drei Stunden, daß sein Weib, die nichts von dem Vorgefallenen wußte, eintrat. Da hob Petrus an zu ihr: Sage mir, habt ihr das Grundstück so teuer verkauft? Sie sprach: Ja, so teuer. Petrus aber sprach zu ihr: Was seid ihr übereingekommen, den Geist des Herrn zu versuchen?  Siehe, die Füße derer, die deinen Mann begruben, sind vor der Tür und werden dich hinaustragen. Da stürzte sie alsbald zu seinen Füßen nieder und gab den Geist auf. Da traten die Jünglinge ein, fanden sie tot, trugen sie fort und begruben sie bei ihrem Manne.“

Die Gemeinde betrügt man nicht, und wenn doch, dann ergeht es einem wie bei der Mafia.

Im AT tritt Gott stets als strenger, strafender Gott auf, den man allenfalls mit Tieropfern gnädig stimmen kann. Man muss berücksichtigen, dass die Menschen damals in einer extrem hierarchisch geprägten Gesellschaft lebten. Viele waren Sklaven, Leibeigene oder Knechte und damit weitgehend rechtlos und von der Gnade und dem Wohlwollen ihres jeweiligen Meisters abhängig. Der Gottesbegriff modelliert sich nach dieser Lebenserfahrung. Im NT wird dieses Prinzip durchbrochen, Jesus als Mittler zwischen den Menschen und Gott tritt, welcher nach wie vor ein strafender Gott ist, der jedoch durch den Opfertod seines Sohnes, die die Sünden auf sich nimmt, gnädig gestimmt wird. Damit dies funktioniert ist es jedoch erforderlich, dass die Menschen Jesus anbeten, damit er sich für sie einsetzt. So ist es auch möglich, dass Menschen die Böses getan haben, dank der Vergebung der Sünden ins Paradies kommen. Erstaunlich ist, dass Jesus einem der beiden mit ihm gekreuzigten Mörder verspricht: „Ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradiese sein.

Im NT wird das Jüngste Gericht als bald kommend dargestellt. In Luk 9,27 heißt es: „Es sind etliche von denen, die hier stehen, die den Tod nicht schmecken werden, bis daß sie das Reich Gottes sehen.“ Das bedeutet aber, dass irdische Dinge nicht mehr wichtig sind und man sich durch gottesfürchtiges Verhalten auf das Jüngste Gericht vorbereiten soll. Bekanntlich wartet man auch 2000 Jahre nach Jesu Wirken immer auf dieses Ereignis.

Betrachtet man nur die im NT gegebenen praktischen Verhaltensregeln und lässt alles andere außen vor (Wunder, Gott, Auferstehung, Jüngstes Gericht), so sehen wir einen Umbruch im Wertesystem der zwischenmenschlichen Beziehungen. Die von Jesus stammenden Aussagen hierzu, wie „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mt. 22,37) sind radikal nd natürlich auch utopisch. Sie entfalten in der damaligen Gesellschaft eine große Sprengwirkung, insbesondere bei den Menschen auf der untersten sozialen Stufe, den Sklaven, Leibeigenen und Tagelöhnern. So verwundert es nicht, dass die Christen im Römischen Reich starker Verfolgung ausgesetzt waren.

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